Sw Dhyan Peter

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Photo: DPA.

(Peter Sloterdijk)

German philosopher, cultural theorist, television host and columnist. Sannyasin in Poona between 1978 and 1980. Presently (2014) Rektor of the Staatliche Hochschule für Gestaltung in Karlsruhe, Germany, and there Professor for philosophy and aesthetics.

Sloterdijk in Selbstversuch. Ein Gespräch mit Carlos Oliveira (1996), p.105 :

"Let there be no doubt on this point. I still do recognize Rajneesh (Osho) as one of the greatest figures of this century - he was a man of spirit, energy and playfulness; we will never again see anyone like him."
Lettre International 036

Sloterdijk in Lettre International issue 036 Kantilenen der Zeit, Zur Entidiotisierung des Ich und zur Entgreisung Europas (1997)  :

Es ist nicht so, daß ich wie ein Christ oder wie ein Missionar oder wie einer, der im Namen seines Senders predigen muß, durch die Welt laufe. Aber ich habe tatsächlich eine Art von Einstrahlung aufgenommen, habe eine Ur-Investition von Erfahrungen erlebt, die von anderer Seite kamen und die in mir eine Art Dankbarkeit, aber auch ein aktives Echo, hervorgerufen haben, und ohne beides wäre meine Schriftstellerei nicht zu denken.

Sloterdijk in an interview with Tages Zeitung TAZ.de, June 13, 2006 :

Q: Sie waren Ende der Siebzigerjahre Sanjassin, lebten eine Zeit lang bei Bhagwan in Poona.
A: Das Indienabenteuer war bei mir ein Ausfluss dieser Siebzigerjahrestimmung. Und hinzu kam die Überzeugung, dass ein rein materialistischer Revolutionsbegriff unzureichend ist. Man wollte damals Basis und Überbau umkehren und den mentalen Faktor ins Zentrum stellen.
Q: Es gibt so Metaphern für Prägungen. Manche sagen: Einmal Trotzkist, immer Trotzkist. Kann man auch sagen: Einmal Sanjassin, immer Sanjassin?
A: Im Grunde ja. Die Umstimmungserfahrung von damals bleibt irreversibel. Wer sie gemacht hat, wird unempfänglich für Theorien, in denen die Depression immer Recht hat. Auch will man den Wettbewerb, wer der Unglücklichste ist, nicht mehr um jeden Preis gewinnen. Man lebt unter einem helleren Himmel. Was mich betrifft: Indien ist völlig in den Hintergrund getreten, aber die damals erlebte Umstimmung wirkt immer noch nach.


Sloterdijk in an interview with Süddeutsche Zeitung, November 12, 2014, Interview: Sven Michaelsen :

Q: Im Dezember 1979 reisten Sie nach Poona in Indien, weil sie gehört hatten, dass dort ein Super-Guru aufgetaucht sei, »der von den Upanishaden bis zum deutschen Idealismus und Wittgenstein alles auf der Festplatte« habe. Nach vier Monaten im Ashram von Bhagwan Shree Rajneesh kehrten Sie als Sannyasin zurück.
A: Ich habe mir von diesem Guru die Mala mit seinem Porträt geben lassen. Das ist die Meditationskette mit den 108 Perlen, die angeblich die 108 bekannten Meditationstechniken reflektieren. Nach Poona war ich psychisch nicht mehr unter meiner deutschen Adresse erreichbar. Es begann etwas, was ich einmal die Osterweiterung der Vernunft genannt habe. Mit diesem Impuls kam eine tiefe Aufheiterung in mein Dasein. Ich war plötzlich befreit von dem psychosozialen Tiefdruckgebiet, das über meinem Leben und dem meiner Generation gehangen hatte.
Q: Im Ashram wurde die freie Liebe praktiziert, da Sex als Erkenntniswerkzeug galt. Was haben Sie herausgefunden?
A: Was dort betrieben wurde, war naturgemäß das pure Ausagieren. Wäre Erkenntnis dabei gewesen, man hätte es ja früher oder später bemerkt. Im alten Indien hingegen gab es effektiv eine spirituelle Sexualpraxis, für die man sich auch im Westen interessierte, obwohl sie in unsere Welt kaum übersetzbar war – diese berüchtigten tantrischen Verfahren, die auf extremer Verlangsamung, hoher Zurückhaltung und respektvoller Ritualisierung beruhen. Davon halte ich übrigens nach wie vor sehr viel. Im Licht von Experimenten neige ich zu der Behauptung, dass neunzig Prozent der Sexualität, die hier als solche aufgefasst wird, nichts anderes als eine öde Rammelei bedeutet. Dass bei uns die meisten Männer, sogar die klügeren wie Arthur Miller, Philip Roth und andere Bett-Matadore, aus dem Stadium des grenzdebilen Rammlers nie herauskommen, ist die reale Tragödie unserer Kultur.
Q: Wie oft haben Sie Bhagwan gesehen?
A: Wenn er nicht in silence war, wie man das damals ehrfürchtig nannte, konnte man ihn täglich von neun bis elf in der Großen Halle sehen und hören. Er stieg aus seinem lautlosen Auto, setzte sich auf seinen weißen Sessel, schloss eine Minute die Augen, dann kommentierte er mit infernalischem und seraphischem Humor die spirituelle Weltliteratur durch, von den heiligen Schriften der Inder bis zu Nietzsche, ohne Pause, ohne den geringsten Versprecher und ohne irgendwas abzulesen. Uns konnte das gar nie lang genug dauern, weil sein Indo-Englisch so kurios, so melodisch, so tiefsinnig war, und zugleich so narkotisch einfach.
Q: Welche Sorte Humor hatte Bhagwan?
A: Der lag auf der Skala zwischen verheerend und liebevoll. Da gab es beispielsweise die inzwischen berühmte »Fuck Lecture«. Eine Schülerin, vermutlich aus England, hatte ihm geschrieben: »Dear Bhagwan, I feel shocked when I hear you use words like ›fucking‹. It hurts my religious feelings.« Das war sein Stichwort. Er erklärte ihr, dass religiöse Gefühle dazu da seien, verletzt zu werden, und dass die Engländer stolz darauf sein sollten, ein so vielseitiges Wort wie »fuck« zu haben. »And now listen« – dann führte er ihr fünfzig verschiedene idiomatische Wendungen von »fuck« vor mitsamt linguistischen Anmerkungen. Die Halle hat gebrüllt – und es war umwerfend, wie er ohne die Miene zu verziehen ein Beispiel nach dem anderen vom Stapel ließ. An seiner Genialität war kein Zweifel möglich. Und doch, wenn ich jetzt über ihn rede, ist mir zumute, als referierte ich eine Episode am Hof von Karl dem Kühnen aus dem Herbst des Mittelalters.
Q: Hans-Jürgen Heinrichs, Autor einer fast 400-seitigen Biografie über Sie, hält Poona für die einschneidendste Zäsur Ihres Lebens.
A: Da ist etwas Wahres dran, aber noch folgenreicher für meine Entwicklung war eine 1983 begonnene halbglückliche Liebesaffäre. Als sie nach einem Dreivierteljahr plötzlich zu Ende ging, weil die Dame auf andere Gedanken gekommen war, trat bei mir eine einigermaßen dramatische Metamorphose ein. Monatelang konnte ich nicht aufhören zu trauern. Am Ende eines halben Jahres war ich ein anderer Mensch. Meine Erscheinung veränderte sich völlig. Bis dahin konnte ich essen, was ich wollte, ohne mehr als 75 Kilo zu wiegen, wie ein Sträfling aus einem Lager. Mit einem Mal war ein innerer Zaun zur Welt abgerissen. Ich wurde kräftiger, eines Tages wog ich 95 Kilo und später leider noch mehr.
Q: Wie lange liefen Sie nach Ihrer Rückkehr aus Indien in orangefarbener Sannyasin-Tracht durch München?
A: Ungefähr zwei Jahre. 1984 hielt ich an der Münchner Akademie der Künste einen rhetorisch anspruchsvollen Vortrag. Er bestand in einer Serie von Hinweisen auf den Vortrag, den ich gehalten haben würde, wenn ich ihn ernsthaft hätte halten wollen. Das Ganze nannte sich »Taugenichts kehrt heim – Auch eine Theorie vom Ende der Kunst« – eine grammatische Übung auf dem Hochseil, frühromantisch überzogen und ziemlich frech. Ich trug einen orangenen Maßanzug und die Mala. Es war offen suizidal, doch der Auftritt funktionierte. Ich wollte einfach mal sehen, wie die Münchner Bildungsbürger rücklings auf den Hintern fallen.
Q: Haben Sie je daran gedacht, über Ihre Erlebnisse in Poona zu schreiben?
A: Natürlich. Ich habe damals Tagebuch geführt. Es liegt ganz unten in einer der verpönten Schubladen. Es zu publizieren würde mir nie in den Sinn kommen. Ich müsste ständig erröten, weil es grauenhaft naiv ist. Mein Stolz als Autor würde rundheraus abstreiten, dass jemand wie ich diese Sachen je geschrieben haben kann. Der Trick wäre vielleicht, alles neu zu verfassen, fiktiv authentisch oder als die Geschichte eines anderen. Eventuell würde das die Wiederannäherung erlauben. Ich denke sowieso seit ein paar Monaten darüber nach, die Gattung zu wechseln und nur noch erotische Romane zu produzieren. Das wäre endlich mal was Konkretes!


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Staatliche Hochschule für Gestaltung Karlsruhe
bibliography
1983 : Kritik der zynischen Vernunft / Critique of Cynical Reason (Wikipedia)
2009 : Du mußt dein Leben ändern / You Must Change Your life (Wikipedia)
2013 : You Must Change Your Life (in this Wiki)
see his full bibliography here
see also
Peter in the English Wikipedia
Peter in the German Wikipedia
An essay by Georg Diez, published in the Süddeutsche Zeitung – Magazine 15/2009, translated to English in Osho News, Dec 23, 2014.